Das Weihegeläut kam von der Schallplatte
Die Kirche St. Ida am Vörnste Esch in Gremmendorf
Von Dr. Johannes Hasenkamp
Hinter dem Grün, aus dem der hierzulande seltene, schlanke und durchsichtige Campanile ragt, liegt die Pfarrkirche St. Ida. Dem westlichen Eingang vorgelagert, ist ein weiter Platz, den halbkreisförmig wie schützend Gebäude der Pfarre umgeben mit Pfarrsaal und Gruppenräumen. Die Kirche ist der heiligen Ida von Herzfeld geweiht (gestorben 04.09.820). Sie ist die älteste Heilige des Bistums Münster. Wegen ihrer selbstlosen Nächstenliebe erhielt sie den Titel „Mutter der Armen“. Seit 1977 lässt die jährliche Wallfahrt nach Herzfeld die Beziehung zu ihr tiefer werden.
St. Ida zählt zu den jüngeren Pfarrkirchen Münsters und ist doch älter als es scheint. Sie ist nämlich bereits die zweite Kirche auf diesem Platz, an dem noch ländliche Welt zuhause ist. Ein Knubbel von Häusern entstand vor 200 Jahren rund um den Bauernhof Gremme und wurde zu „Gremmentorpe“. Die Eisenbahn, der „Pängelanton“, brachte Leben in die ländliche Bauernschaft. Eine Arbeitskolonie „Klein Wolbeck“ entstand und daneben wuchsen anspruchsvollere Wohnhäuser. Die Siedlung verlangte alsbald nach einer eigenen Kirche und Pfarrei. Pfarrer Eltrop von Herz Jesu, von dessen Gemeinde die neue Pfarre abgetrennt wurde, betrieb energisch den Bau einer Kirche. Graf Droste Vischering schenkte ein 10.000 Quadratmeter großes Grundstück am Vörnste Esch. Im Jahre 1930 wurde das Kirchlein, eine Notkirche mit 150 Plätzen, erbaut und geweiht. Bischof Dr. Michael Keller erhob 1949 die Gemeinde um das „Waldkapelle“ oder „kleine Kirche“ genannte Gotteshaus zur Pfarre. Die im Krieg schwer beschädigte Kirche war längst zu klein geworden.
Für die inzwischen 2.300 Seelen zählende Gemeinde entstand im Jahre 1959 die heutige Kirche. Von der „Waldkirche“ blieb keine Spur. Für die ländliche, noch immer waldreiche Umgebung entwarf Architekt Lorenz Fehige ein schlichtes, damals recht modernes Gotteshaus. Klinker und Sichtbeton umgeben einen hellen asymmetrischen Raum ohne Stützen mit einem Seitenschiff an der Nordseite. Der Turm entstand etwas später: zur Weihe gab es nur Glockengeläut von einer Schallplatte! Inzwischen hängen drei neu gegossene Glocken im Turm. Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil wurde der Altarraum neu gestaltet. Seit 1960 wird Ökumene gelebt: es besteht eine lebendige Nachbarschaft zur evangelischen Friedensgemeinde, seit Februar 1992 ist St. Ida partnerschaftlich mit der polnischen Pfarrgemeinde St. Maria Geburt in Dubrowica bei Lublin verbunden. Im Jahre 2009 konnte die Gemeinde ihr 50-jähriges Bestehen feiern.