jetzt.glauben.leben.

Pastoralplan der Kirchengemeinde St. Nikolaus Münster

Im September 2020 wurde vom Pfarreirat unserer Kirchengemeinde der Pastoralplan in Kraft gesetzt. Er liegt in unseren Kirchen und Pfarrheimen in gedruckter Form aus. Den Text stellen wir auf dieser Seite zur Verfügung mit der herzlichen Einladung uns ihre Ideen, Anregungen, Fragen und Wünsche über das Kontatformular mit zuteilen.


jetzt.glauben.leben.

Drei Leitworte bilden die Grundlage unseres Pastoralplanes. Sie sollen helfen, die pastorale Ausrichtung unserer Pfarrei in den Blick zu nehmen und Ziele für unser Handeln zu benennen. Wir möchten wichtige Strukturen unserer Pfarrei aufzeigen und zugleich darlegen, welche pastoralen Herausforderungen und Entwicklungspotentiale wir sehen. Erst wenn wir wahrnehmen, wie sehr sich die Welt um uns herum wandelt, werden wir auch unsere kirchliche Situation in der Pfarrei ehrlich befragen: Was müssen wir dringend verändern, und was wollen wir bewahren? Dass unsere Pfarrei ein Ort von Glaubensleben und Glaubenssuche sein kann, dafür wollen wir etwas tun.

Der Veröffentlichung unseres Pastoralplanes sind viele Überlegungen und Gespräche vorausgegangen. Wir wollen und können keine fertigen Antworten vorlegen. Es braucht eine Suchbewegung. Unser Pastoralplan will daher zum Nachdenken anregen und eine lebendige Gesprächskultur in unserer Pfarrei befördern.

Wir fragen: Was hat sich bewährt? Was gilt es zu stärken? Womit wollen wir neu anfangen und – nicht zu vergessen – womit wollen wir aufhören? Welchen Weg können wir gehen in einer Welt der vielen Sichtweisen und Deutungsangeboten? Wie können wir als Kirche vor Ort bei den Menschen sein?
Mit der Formulierung unseres Pastoralplanes kommen wir auch einer Forderung des Bischofs von Münster nach, der die Erstellung eines Lokalen Pastoralplanes als Instrument einer lokalen Kirchenentwicklung sieht.

Liebe Leserinnen und Leser, wir laden ein, den Pastoralplan und seine drei Leitworte zum Anlass zu nehmen, über unsere Pfarrei und ihren Weg in die Zukunft ins Gespräch zu kommen. Wie wäre es, wenn Sie den Pastoralplan als Gesprächsgrundlage für einen lebendigen Austausch in Ihrer jeweiligen kirchlichen Gruppe nutzen? Sprechen Sie uns gerne an, laden Sie uns ein, lassen Sie uns in einen Dialog treten.

Besuchen Sie unsere homepage www.st.-nikolaus.de, dort können Sie unter der Rubrik jetzt.glauben.leben. mehr erfahren und uns gerne auch über diesen Weg ein Feedback geben. Wir sind gespannt auf Ihre Rückmeldungen, Ideen und Anregungen.

Situationsbeschreibung

Unsere Pfarrei St. Nikolaus Münster ist am Pfingstfest 2012 durch die Zusammenlegung der vier Kirchengemeinden St. Agatha (Angelmodde-Dorf), St. Bernhard (Angelmodde), St. Ida (Gremmendorf) und St. Nikolaus (Wolbeck) gegründet worden. Aus den Ursprungsgemeinden fließen eigene Prägungen und Erfahrungen mit Gemeindeleben in die Großpfarrei ein und bestimmen bis heute die pastorale Situation und die Fragestellungen von Pfarreirat, Kirchenvorstand und Seelsorgeteam. Die Ortsausschüsse St. Bernhard und St. Ida widmen ihre Aufmerksamkeit kirchenortspezifischen Themen.

Mehr als 400 ehrenamtlich Engagierte prägen heute das Leben unserer Pfarrei durch ihr Mittun und ihren verlässlichen Einsatz, z.B. in den Büchereien, der Kleiderkammer, dem Sozial- und Caritasbüro, der Flüchtlingshilfe, der Kinder- und Jugendarbeit, der Erstkommunion- und Firmvorbereitung, der Liturgie, der Seniorenarbeit, der Ökumene, in der Eine-Welt-Arbeit, in der Kirchenmusik, im Prozess der ökologischen Neuausrichtung unserer Pfarrei sowie in zahlreichen kleineren und größeren Gruppen und Verbänden.

Unsere Pfarrei beschäftigt 91 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, einen Großteil davon in unseren Kindertagesstätten. 16 Seelsorgerinnen und Seelsorger sind vom Bistum Münster für die pastorale Arbeit in St. Nikolaus Münster beauftragt und verrichten mit verschiedenen Stundenkontingenten ihren Dienst. 13.214 Katholiken zählt unsere Pfarrei derzeit (bis 20 J.: 2416; 21-40 J.: 2897; 41-60 J.: 3847; 61-80 J.: 3006; 81-100 J.: 1047; ab 101 J.: 1 – Stand: Juni 2020).

Selbstverständlich gibt es unterschiedliche Nähen und Distanzen zu den Handelnden, den Orten, Einrichtungen und Strukturen der Pfarrei. Verschiedene Glaubensbiographien, Erwartungen und Wünsche, Themen und Interessen machen unsere Pfarrei bunt und lebendig, in ihrer Komplexität und Pluralität ist diese Vielfalt auch herausfordernd und spannungsreich. Wir verstehen uns als Kirchengemeinde im Südosten von Münster auch als Teil eines sozialen Lebensraumes, den sich Menschen mit ihren je eigenen Lebensbedingungen, Weltanschauungen, Religionszugehörigkeiten und Konfessionen teilen und den wir als katholische Christen aktiv mitgestalten möchten.
In diese facettenreiche Situation hinein haben wir unseren Pastoralplan formuliert.

JETZT.glauben.leben.

Vor dem Hintergrund der wachsenden Kirchenferne vieler Christinnen und Christen fragen wir uns, was jetzt in unserer Pfarrei zu tun ist.

Gastfreundliche Kirchengemeinde: Wir öffnen uns für Menschen und schaffen Raum für Begegnung. Unsere pfarrlichen Räume sind Orte für ein lebendiges Miteinander und stehen (soweit dies möglich ist) für Treffen und Feiern der Menschen zur Verfügung. Wir unterstützen aktiv Orte christlichen Lebens in unserer Pfarrei (Kindertagesstätten, Büchereien, caritative Einrichtungen etc.), die Vernetzung fördern und zu Anknüpfungspunkten für Fremde und Kirchenferne werden können.
Öffentlichkeitsarbeit: Wir entwickeln und pflegen unsere Öffentlichkeitsarbeit so, dass sie Kontaktmöglichkeiten mit uns als „Kirche vor Ort“ schafft. Öffentlichkeitsarbeit ist eine Form der Verkündigung und Seelsorge. Sie dient einerseits der Mitgliederkommunikation und Mitgliederbindung und ist andererseits unsere „Visitenkarte“ nach außen hin.
Dienstleistungsbereitschaft: Wir wertschätzen den Begriff der Dienstleistung als christliche Haltung, gemäß dem Motto: „Eine Kirche, die nicht dient, dient zu nichts“ (Bischof Jacques Gaillot). So verstanden, sind unsere kirchlichen Einrichtungen, z. B. Pfarr- und Ortsbüros, wie auch unser ganzes pastorales Handeln dienstleistungsorientiert. Taufen, Erstkommunionen, Firmungen und Beerdigungen sind in diesem Sinne Dienstleistungen besonderer Art.

Vor dem Hintergrund einer kirchlichen Wirklichkeit, die geprägt ist durch sexuelle Missbrauchsskandale und der dringlichen Forderung nach Veränderungsprozessen in der Katholischen Kirche im Blick auf Machtausübung fragen wir uns, was jetzt in unserer Pfarrei zu tun ist.

Kultur der Achtsamkeit: Ein achtsamer und wertschätzender Umgang miteinander ist uns wichtig. Im Blick auf Präventionsmaßnahmen zum Schutz von Kindern, Jugendlichen und weiteren Schutzbefohlenen haben wir in unserer Pfarrei ein Institutionelles Schutzkonzept (ISK) erarbeitet. Die Prävention von sexualisierter Gewalt und grenzverletzendem Verhalten geht einher mit einer Kultur der Achtsamkeit. Hierfür braucht es notwendig einen wachen Blick auf Strukturen, die Machtmissbrauch und übergriffiges Verhalten begünstigen. Wir werden unsere Präventionsbemühungen weiter verstetigen, um die Rechte und das Wohlergehen, insbesondere der uns anvertrauten Kinder und Jugendlichewirksam zu schützen.

Transparentes Handeln in erprobten wie neue Leitungsstrukturen: Transparenz und die Nachvollziehbarkeit von Entscheidungen und Maßnahmen sind wichtige Voraussetzungen für die Akzeptanz und die Verständlichkeit kirchlichen Tuns. Transparentes Handeln und eine verlässliche Auskunft über verfügbare Ressourcen (Personal, Geld, Immobilien etc.) schaffen Verständnis und Vertrauen. Erprobte und neue Leitungsstrukturen sollen in unserer Pfarrei Raum bekommen und sie zukunftsfähig machen. Auch das Thema einer „geschlechtergerechten Kirche“ wollen wir dabei aktiv im Blick behalten, damit unsere Pfarreistruktur deutlicher ein weibliches Gesicht bekommen kann.

Vor dem Hintergrund des Klimawandels, dem Raubbau an den natürlichen Ressourcen der Erde und der schamlosen Ausbeutung von Menschen fragen wir uns, was jetzt in unserer Pfarrei zu tun ist.

Bewahrung der Schöpfung und „ökofaire“ Pfarrei:
Als Christen glauben wir, dass die Erde Gottes Schöpfung ist und wir Menschen Verantwortung für den Fortbestand des Lebens tragen. Auch Fragen der weltweiten sozialen Gerechtigkeit treiben uns um. Papst Franziskus betont in seinem Schreiben „Laudato Si“: „Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“ Es gilt verbindlich zu klären, welche Ziele wir verfolgen wollen und welche Maßnahmen wir ergreifen können, damit wir die Bewahrung der Schöpfung und das „ökofaire“ Denken und Handeln in unserer Pfarrei weiter vorantreiben.

jetzt.GLAUBEN.leben.

Vor dem Hintergrund, dass der Glaube an Gott für viele Menschen an Bedeutung verliert und nicht wenige Christen eine innere Distanz zu ihrer Religion entwickeln, rückt unser Pastoralplan glauben in den Fokus.

Lebensgeschichten und Glaubensgeschichten zusammenbringen: Jeder Mensch hat seine eigene Lebensgeschichte, in die der Glaube hineinspielt. Weil Gott schon bei den Menschen ist und nicht erst von „Kirchenmenschen“ gebracht wird, dürfen wir zuversichtlich annehmen, dass es große Schätze an Glaubenserfahrungen in unserer Pfarrei gibt. Sie miteinander zu heben, zu teilen und wertzuschätzen, erscheint uns sehr erstrebenswert. Daher wollen wir für uns selbst so handeln und andere dazu einladen, den Alltag immer wieder einmal zu unterbrechen, Kontakt zu unserer Mitte zu halten und Räume für Glaubenserfahrungen und identitätsstiftende Prozesse zu eröffnen. Spirituelle Experimentierfreudigkeit ist gefragt, damit Lebensgeschichten sich mit (biblischen) Glaubensgeschichten verbinden und Gottes Bei-den-Menschen-sein aufleuchten kann. In einer Welt der vielen Perspektiven wollen wir den Glauben und seine Sinndimensionen ins Spiel bringen.
glauben ist ein Tätigkeitswort: Caritas (Nächstenliebe) ist gelebter Glaube. Wir Christen wollen als Menschen erkennbar sein, die solidarisch sind mit unseren Mitmenschen, sei es in Freude und Hoffnung, sei es in Trauer und Leid. Ein empathisches, soziales Engagement aus dem Glauben heraus prägt unsere Pfarrei und soll weiterhin unser Denken und Handeln bestimmen. Leitgedanke könnte sein: Was tun wir, damit die Kirche bei den Menschen ist? Wie geht Nächstenliebe ganz praktisch?
Mit Gott das Leben feiern: Wie kann das gehen? Das Leben feiern, das mal leicht und schön und dann auch wieder schwer und kompliziert erscheint. Liturgie in lebensnaher, verständlicher Sprache wünschen sich viele Menschen. Die einen hoffen auf neue Gottesdienstformen oder doch zumindest belebende Elemente, die anderen mögen es vertraut und möchten an traditionellen Formen festhalten. Manchmal ist es eine Gratwanderung zwischen Innovation und Tradition. Doch das macht es so interessant über Liturgie und Gottesdienstgestaltung nachzudenken. Mit Gott das Leben feiern, dies geschieht in unserer Pfarrei in vielfältiger Weise. Musik und Sprache, Zeichen und Riten prägen unsere Gottesdienste. Im Blick auf unsere Pfarrei und ihre Zukunft gilt es zu fragen: Wer wollen wir als Kirchengemeinde St. Nikolaus sein und welche Gottesdienste brauchen wir dafür? Und: Wie gestalten wir Liturgie menschennah und gottvoll?

jetzt.glauben.LEBEN.

Vor dem Hintergrund der Frage, wozu man uns Christen überhaupt braucht, blicken wir auf das Leitwort leben. Wir fragen danach, wie der Glaube dem Leben guttut. Wo begegnen sich das Evangelium und die Lebensrealität der Menschen in unserem Pfarreigebiet?

Bei den Menschen sein: Mit unseren pfarrlichen Einrichtungen (Kitas, offene Kinder- und Jugendarbeit St. Ida, Büchereien, Haus der Begegnung), unserem caritativen Engagement und den Angeboten im Bereich von Musik und Kultur prägen wir schon jetzt das Zusammenleben in Münster-Südost und machen uns für das Gemeinwohl stark. Zukünftig wird es für uns als Pfarrei noch mehr darum gehen, nicht kirchlich gebundene Verbündete (Vereine, Gruppierungen, Organisationen) zu suchen, mit denen wir auf Augenhöhe zum Wohl der Menschen kooperieren und zusammenarbeiten wollen. Auch die Zusammenarbeit mit anderen Konfessionen und Religionsgemeinschaften wollen wir pflegen und wenn möglich intensivieren.

Offenheit leben: Kirche, die sich nicht selbst genügt, sondern mit Neugier und Offenheit auf andere zugeht, ist gefeit vor Wirklichkeitsferne und Relevanzverlust. Die Anstrengung des Fremden, Anderen und Ungewohnten auszuhalten und auch kritische Fragen zuzulassen, ist sicherlich nicht immer leicht. Jedoch wird mit zunehmender Auflösung der „volkskirchlichen“ Strukturen Wesentliches in der Pastoral außerhalb vertrauter kirchlicher Strukturen stattfinden.
Weil es uns am Herzen liegt, dass der christliche Glaube im ganz normalen Leben der Menschen vorkommen soll, braucht es eine gehörige Portion Offenheit und Freude an der Begegnung mit Menschen, die auf vielerlei Wegen ihr Lebensglück suchen. Üben wir uns in Offenheit – neue spannende Erfahrungen in der Suche nach dem, was dem Leben Tiefe und Orientierung gibt, könnten der Lohn sein.

Unser Logo

Das Logo unserer Pfarrei vereint 3 Bildelemente.
Das Schiff ist Sinnbild für Aufbruch und Wagnis. Es steht für die gemeinsame Lebensreise von uns Menschen und symbolisiert die Sehnsucht, einmal in den „Hafen der Ewigkeit“ einzulaufen. Auch erinnert dieses Symbol daran, dass St. Nikolaus der Schutzpatron der Seeleute ist.
Das Kreuz steht als Mast in der Bildmitte– es gibt Halt, an ihm ist das Segel befestigt. Das Kreuz ist für die Christen ein Hoffnungszeichen, ein steter Hinweis auf den, der am Kreuz starb und zum Leben erweckt wurde: Jesus Christus.
Die runde Formgebung erinnert an die Erdkugel. Der christliche Glaube sieht die Welt als Gottes gute Schöpfung und als Lebensraum, den es fürsorglich und verantwortungsvoll zum Wohl aller zu gestalten gilt.

Ohne Gott
sind wir wie Reisende ohne Ziel,
wie Segler ohne Wind,
wie Seeleute ohne Heimathafen,
wie Menschen ohne Hoffnung.

Kommentare

Ein Kommentar:

  1. Hans-Georg Hollenhorst, Fachstelle Weltkirche des Bistums Münster

    Liebe Engagierte in St. Nikolaus, ich habe gerade den Pfarrbrief per mail in die Hände bekommen und ihn gelesen. Ich bin sehr angetan von dem gewählten Dreischritt, der Aktualität und Offenheit, sich als Kirche in den Wind und die Gegebenheiten des eigenen Sozialraumes, der Gesellschaft und aktuellen kirchlichen Situation zu stellen. Mit dieser Art und Weise des Segeltörns kann ein Weg in die Zukunft gelingen. Viel Energie und Lust Euch bei der Umsetzung und alltäglichen Gestaltung.

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