Ein Impuls zum Pfingstfest 2020
von Pastoralreferentin Christina Stoll
Sie zogen sich in ihr Wohnungen zurück, innerlich voller Angst, Sorge und Zweifel. Verstummt vor Trauer um alles, was nicht mehr möglich ist.
Dieser Satz hört sich an, als spräche ich von der CoronaZeit – doch es ist das, was ich aus den biblischen Texten des Johannes Evangeliums lese. Aus Texten über die Jünger nach dem Tod Jesu. Sie hatten sich zurückgezogen in ihre Wohnungen, ängstlich und voller Sorge darüber, wie es für sie weitergehen sollte.
Diese Fragen und diese existentielle Erfahrung beschäftigen uns auch heute – mit Corona. Ich erlebe Menschen, die dünnhäutig und mutlos sind, voller Sorge, wie es weitergehen kann.Und es gibt die Erfahrung, dass Menschen andere Menschen vermissen und die fehlende Nähe und die fehlende Unbeschwertheit uns krank machen.
Der Wunsch, dass es wieder wie vorher wird, ist groß. Ein Stück weit stecken wir in einer ähnlichen Situation wie damals die Jünger. Aber: Es gibt kein Zurück mehr. Zukunft ist nicht Wiederbelebung von Vergangenem sondern Auferstehung!
Diese Zeit wird uns verändern und wir wissen nicht wie. Es gibt die Erfahrung, dass Entschleunigung gesund für uns Menschen ist. Es gibt Ideen von einer Schöpfung, die geschützt wird, von Arbeitsbedingungen die verbessert werden, von einer Wirtschaft, in der genug für alle da ist. Ideen von einer Solidarität, die alle Menschen einschließt.
Diese neuen Gedanken, diese Ideen – dieser Geist – , darum geht es jetzt (und ging es für die Jünger damals). Das ist die Herausforderung für uns – für jeden Einzelnen, für die Gesellschaft und auch für uns als Kirche. Dass wir etwas Neues entstehen lassen können – und müssen. Der österliche Auftrag an uns ist es, eine sich wandelnde Kirche zu sein, an Jesus und die Auferstehung Jesu zu glauben und diesen Glauben in neuen Formen auszudrücken. Jesus gibt uns die Zusage, bei uns zu sein. Letztendlich sind wir durch Pfingsten dazu befähigt, diese Fragen zu stellen und anzugehen: Wie leben wir unseren Glauben in und mit der Krise? Wie wollen wir uns als Kirche weiterentwickeln? Woraus schöpfen wir Mut? Wie bilden wir Gemeinschaft trotz Abstand?
Ich persönlich habe diese Erfahrung gemacht, als ich angesprochen wurde, ob ich über einen Videochat beim Bibelteilen mitmachen möchte. Das fand ich sehr fremd und ungewohnt. Zunächst zögerlich habe ich gemerkt, dass es auch über ein solches Medium möglich ist, meinen Glauben auszudrücken, innerlich berührt zu werden, meine Fragen und Sorgen mit anderen zu teilen. Und selbst bestärkt zu werden durch das Glaubenszeugnis der anderen. So gibt es wahrscheinlich viele kleine Hausgemeinschaften und Familien, die auf diese und andere Art ihren Glauben teilen. Ich bin davon überzeugt, dass der Geist Gottes uns darin begleitet.
So wünsche ich uns an Pfingsten den Mut neue Wege im Glauben zu suchen.